Ich taumle, schlaftrunken, durch feindliches Gebiet zu meinem Garten
der stille Sonntag wie ein Bann
Schlafreste und die Sehnsucht nach ihm
machen frei von Ohrring, Make-up und Spiegelfluch
Tief unter der Erde bin ich nun, Licht summt ewig gleich vor sich hin,
seltsame Wesen und Tiere stumm an der Wand – und Zeichen,
Werbung in der U-Bahnstation
und ich auf den Weg zu meinem Garten
Weich wie ein grad‘ geschlüpftes Samenkorn
träum ich die ganze Woche schon
von der weichen Erde meines Gartens
Asphalt fließt unter meinen Füßen vorbei, am Ufer der Straßen
Es ist nicht mehr weit. Sonne wechselt mit Wind, mit Regenschauer
Ich bin ganz ruhig, auf dem Weg, schlage die Kapuze hoch
an der Ampel seh‘ ich Menschen, doch ich nehm‘ sie nicht wahr
Bin nicht wie sie, sie kennen ihn nicht, kennen nicht meinen Garten
Die Gedanken bei Blättern, Hängematten, frisch geschlüpften Rotkehlchen
die machen ein Mordsradau, lebensfrisch in weiße Mauern eingenestelt
Dort riecht’s nach Holz, lebendiges und Späne – zu was anderem gebaut
Dort sind Gedanken, Gesänge und Musik – klein Einzelding, zu was schönem zusammengebraut
Und na ja, ich geb’s ja zu, was Unkraut ist und was n‘ Kraut,
wie soll ich das denn unterscheiden? Brauch ich nicht, brauch ich nicht
riecht alles köstlich, schmeckt alles gut, hier in meinem Garten
Ich trete durch das Eisenhoftor, zieh rasch die Schuhe aus, herausgeschlüpft,
Erde und Steinchen und der letzte Rest vom Fest zuvor
egal was kommt, ich will es unter meinen Füßen spür’n
alles von diesem Garten
Wie Wurzeln saugen Füße Erinnerungen ein, von Sommerstunden, Friedensrauschen und Gelächter – erden mich
Ich schließe die Augen, atme ein
Bin Samen, bin Erde, bin Sonnenschein
Bin mein Garten
Von Stephie