Prämisse

Niemandsland-Prämisse

… zum Aufbau und zur Förderung einer ökologischen Lebens-, Arbeits-, und Selbstverwaltungsgemeinschaft

Stand und neu vereinbart im Frühjahr 2017

Prinzip des entkommerzialisierten Zusammenlebens

In unserer Gesellschaft ist das Prinzip des kommerzialisierten Umgangs der Menschen mit Waren und miteinander weit verbreitet und dringt in alle Lebensbereiche vor. Diese Entwicklung führt zu zunehmender Vereinzelung und Zerstörung der sozialen Zusammenhänge. Der vereinzelte und schließlich auch entfremdete Mensch stellt den idealen Konsumenten für industrielle Wegwerfprodukte dar.

Das Niemandsland will eine Alternative zur Vereinzelung und Vereinsamung als Folge heute üblicher Lebens- und Arbeitsformen. Auf der Ebene ihres gegenseitigen materiellen, handwerklichen und ideellen Austauschs betrachten sich alle Unterzeichnerinnen als gleichwertig in ihrer jeweiligen Qualifikation und Zeitbewertung. Sie verzichten auf Vorteilnahme in ihrer Kooperation mit anderen. Waren werden untereinander zum Selbstkostenpreis weitergegeben. Soweit möglich geschieht das sogar im Tausch. Stundenverrechnungen finden auf gleicher Preisebene für alle statt.

Größtmögliche ökologische Verträglichkeit allen Handelns

Verschiedene philosophische und spirituelle Ansätze beschreiben die Lebenszusammenhänge unter vielfältigen Aspekten. Unstrittig ist die Erde Grundlage unseres Lebens. Als Gäste, die wir hier nur einen kurzen Augenblick verweilen, ist es unsere Aufgabe, sie zu achten und zu schützen .

Im Niemandsland setzen die NutzerInnen in ihrem privaten, beruflichen und gewerblichen Handeln die verfügbaren ökologischen Erkenntnisse um. Das gilt für alle Bau-, Sanierungs- und Renovierungsmaßnahmen, wie auch für die handwerkliche Praxis, die Bewirtschaftung und das eigene Verhalten im Niemandsland. Kritische Maßnahmen werden dem Niemandsland-Plenum und den zuständigen Arbeitsgruppen zur Begutachtung und Bewertung mitgeteilt. Ziel dieser Handlungsweise ist die zunehmende und weiter vermittelbare Erfahrung im Umgang mit möglicherweise ungewohnten, ökologischen Materialien und Methoden. Dabei werden der zeitliche Mehraufwand, höhere Kosten und aus fehlender Routine entstehende Risiken bewusst in Kauf genommen.

So kommt es zur Realisierung der tatsächlichen Kosten von Material und Arbeit, die beim sogenannten konventionellen Vorgehen oft in ihrem Ausmaß nicht sichtbar werden. Nur scheinbar sind konventionelle Materialien und Methoden billiger. Tatsächlich kommt jedoch die Allgemeinheit für die schwer abschätzbaren Folgekosten eines Produktes auf. So führt die ökologisch orientierte Handlungsweise zu einem Bewusstwerdungsprozess, der uns den Sinn, die Notwendigkeit und den ideellen Wert der Dinge, mit denen wir uns umgeben und welche wir konsumieren, erkennen lässt.

Entscheidungen gemeinschaftlich treffen

Das offene und vierteljährlich stattfindende Treffen aller Beteiligten des Niemandslandes stellt das Entscheidungsgremium der NiemandsländerInnen dar. Die Entscheidungsfindung ist hierbei am Konsensprinzip orientiert. Eine endgültige Entscheidung findet nach einer Diskussion des Themas statt, welche Raum für Meinungen und Befindlichkeiten eines jeden Teilnehmers des Treffens lässt. Wird ein Konsens nicht erreicht, kann eine Entscheidung durch eine einfache Mehrheit der anwesenden Gruppenvertreter gefällt werden. Interne Themen der einzelnen Gruppen werden vorher in den jeweiligen Plena besprochen, bevor Meinungen, Stimmungen und Vorschläge in das große Treffen eingebracht werden können.

Der Grundsatz der Orientierung am Konsensprinzip erfordert die ehrliche Auseinandersetzung aller NiemandslandnutzerInnen mit den Bedürfnissen der anderen. Dazu ist die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme an Arbeitsgruppen und Plena eine zwar zeitintensive, aber unumgängliche Notwendigkeit. Dies ist nicht nur als Technik im Entscheidungsprozess zu sehen, sondern als Fundament des gemeinsamen Lebens, das den andauernden Interessenausgleich verlangt, um im Gleichgewicht zu bleiben. Die Unterzeichner dieser Prämisse verzichten möglichst auf den Rückgriff auf staatliche Institutionen zur Durchsetzung ihrer Interessen innerhalb der Gruppe und gegenüber den NiemandslandnutzerInnen.

Treuhänderischer Umgang mit dem Pacht/Mietobjekt.

Grundstück und Gebäude des Niemandslandes sind das Ergebnis der Mühen und Arbeit vieler Menschen, die ihre Lebens- und Arbeitsenergie hauptsächlich durch Mietzahlungen eingebracht haben, und die dann wieder zum Erwerb des Niemandslandes eingesetzt wurden. Darüber hinaus wurden für das Material, dessen Produktion, Beschaffung und Transport viel Energie aufgebracht und Schädigungen unserer Umwelt in Kauf genommen. Für die NutzerInnen des Niemandslandes birgt dies Geschenk die Verpflichtung und Verantwortung zum achtsamen, substanz- und werterhaltenden Umgang mit den Dingen, die das Niemandsland ausmachen. Das Niemandsland und damit auch seine NutzerInnen sind vom Gewinn- und Zinsdruck befreit, um die oben genannten Ziele besser realisieren zu können. Als Voraussetzung für die gemeinsame Nutzung des Niemandslandes gilt daher die Forderung des Profit- und Zinsverzichts auch im Handeln miteinander. Das bedeutet, dass die Selbstverwaltung des Objektes keine Gewinne erwirtschaften aber kostendeckend arbeiten muss. Etwaige Überschüsse werden ökosozial investiert und Gewinne nicht privatisiert und damit dem gemeinsamen Kreislauf entzogen. Freie Energien werden liebevoll für die Weiterentwicklung der gemeinsamen Ziele im Sinn dieser Prämisse eingesetzt.

Diese Prämisse ist zukünftig Bestandteil aller Verträge im Niemandsland mit den Personen, die sie ihrerseits anerkennen.