Landwirtschaft

Vielleicht kennt ihr den Witz „Woran erkennt man einen Vegetarier?“ „Er wirds dir erzählen.“. Tatsächlich gehen auch mir die Plädoyers für den Veganismus und die Hymnen an den Veganismus langsam aber sicher auf den Zeiger. 

Das ist bedauerlich, denn die Landwirtschaft trägt unmittelbar zwischen 10 und 12 Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei und diese finden größtenteils in Form von Methan und Lachgas statt. Es macht also eigentlich Sinn an der Wurzel des Problems anzusetzen: Bei der Massentierhaltung.

„Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die zahlreichen Appelle zum Thema Fleischkonsum mittlerweile die Verantwortung der Politik überschatten. In meinem folgenden Beitrag möchte ich mich deshalb auf die politischen Maßnahmen und Instrumente konzentrieren, die mehr Umwelt- und Klimaschutz in die Agrarpolitik integrieren.

Um diese zu verstehen, ist es hilfreich einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Die Überproduktion in der Landwirtschaft fand nach der „Common agricultural policy“ 1962 ihren Anfang, denn mit ihr wurden feste Stützpreise für die Produkte eingeführt. Da sich die Bauern  auf diesen festen Abnahmepreis verlassen konnten, stieg die Produktion und der Unterversorgung der Bevölkerung wurde erfolgreich entgegengewirkt. Diese Lektion zeigt uns, dass die Politik tatsächlich etwas ausrichten kann.

Ab der MacSharry-Reform 1992 wurden die Stützpreise, die an die Produktionsmenge gekoppelt waren langsam von den Direktzahlungen abgelöst. Diese richten sich danach, wieviel Hektar der Betrieb besitzt. Damit wurde zwar sichergestellt, dass der Hof genug Einkommen hatte, aber andererseits war das logische Resultat, dass sich die Bauernhöfe auf ein paar wenige, aber große reduzierten. Monokulturen, Massentierhaltung, Spritz- und Düngemittel und der Verlust von Biodiversität sind bis heute die Konsequenzen. Eine andere Folge ist die große Abhängigkeit der Landwirtschaft von dem Staat, denn insgesamt fließen 40 Prozent des gesamten EU-Haushalts in die Agrarwirtschaft. Diese Agrarsubventionen führen unter anderem dazu, dass Fleisch für uns unglaublich günstig wird und selbst in Afrika noch so preiswert ist, dass die lokalen Märkte nicht mit den exportierten Produkten mithalten können.

Die Direktzahlungen haben jedoch auch Potential. Seit der Agenda 2000 können diese an Umweltauflagen geknüpft werden. Sogenannte Greenings. Diese verpflichten die Landwirte zum Beispiel dazu, Höchstanteile bei den angebauten Kulturen einzuhalten oder Dauergrünland zu erhalten.

Traut man der Studie „Is the CAP (Common Agricultural Policy) fit for purpose?“, dann gibt es hier jedoch eine Menge zu verbessern. Insbesondere verweist die Studie auf die Ineffizienz der Förderungen. Die Budgetverteilung sei unbegründet, wodurch insbesondere die Ziele zur Biodiversität nicht eingehalten werden könnten. Zudem weise die gemeinsame Agrarpolitik keine Instrumente für den Umgang mit den Hauptquellen der Treibhausgasemission auf.

Sebastian Lakner, der Autor der Studie, ist der Ansicht, dass die EU ihre Ziele überdenken sollte.

„Meiner Ansicht nach sollten drei wichtige Ziele angegangen werden: Die landwirtschaftliche Produktion muss nachhaltiger werden, der Verlust der Artenvielfalt gestoppt und der Kampf gegen den Klimawandel auch im Agrarbereich angegangen werden. Dazu sollte die EU-Kommission nun einen ambitionierten Reformvorschlag vorlegen.“

Mit der Agenda 2000 fand neben den Greenings allerdings noch eine andere wichtige Neuerung statt. Es wurde, neben den Direktzahlungen, noch eine zweite Säule etabliert. Die „Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums“. Und eine der drei langfristigen Ziele dieser Säule lautet „Gewährleistung der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und Klimaschutz“.

Ich persönlich sehe in dieser zweiten Säule viel Potential, da sie etwa dazu beitragen könnte, dass das Anbaumanagement verbessert, Böden begrünt, der Einsatz von Dünger reduziert und der Humusaufbau als CO2 Speicher gefördert werden könnte. Andererseits finde ich es bedenklich, dass die Kommunen die Förderungen, obwohl sie zu den Agrarsubventionen gezählt werden, auch in ganz anderen Bereichen (zum Beispiel für den Ausbau von Glasfaserkabeln) einsetzten dürfen. Selbstverständlich befürworte ich auch Fördermaßnahmen zur Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum, aber diese sollten aus Gründen der Reglementierung und Transparenz von den Agrarsubventionen getrennt werden.

Zudem halte ich die Fördertöpfe für kleine Höfe langfristig nicht für ausreichend. Stattdessen sollte man die flächenbezogenen Direktzahlungen zurückschrauben um die Produktion auf ein gesundes Maß zu reduzieren.

 

Quellen 

https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/eu-agrarpolitik-und-foerderung/gap/gap-geschichte.html

https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/Landwirtschaftsreport_08jan08_0.pdf

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/agrarpolitik/eu-agrarreform/studien/23470.html

https://www.umwelt.nrw.de/landwirtschaft/foerderung/nrw-programm-laendlicher-raum-2014-2020-eler/foerdermassnahmen